Paris – Saba:
Der französische Energiekonzern EDF gab am späten Montagabend die vollständige Abschaltung seines Atomkraftwerks Gravelines, des größten Westeuropas, bekannt, nachdem ein massiver Quallenschwarm die Pumpen des Kühlsystems verstopft und vier der sechs Reaktoren lahmgelegt hatte.
Die Krise begann am Sonntagabend, als die Filter der Pumpstation von einem „unerwarteten“ Quallenschwarm befallen wurden, was zur automatischen Abschaltung der Reaktoren 2, 3 und 4 vor Mitternacht führte. Reaktor 6 folgte laut Sputnik am Montag.
Die beiden anderen Blöcke waren zuvor wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet worden, was zur vollständigen Abschaltung des Kraftwerks führte.
EDF bestätigte, dass die automatische Abschaltung der vier Blöcke weder die Sicherheit der Anlage, ihrer Mitarbeiter noch die der Umgebung beeinträchtigt habe. Die Teams des Kraftwerks arbeiten derzeit an der Diagnose des Problems und leiten die notwendigen Schritte für einen sicheren Neustart der Reaktoren ein.
Das Kraftwerk Gravelines in Nordfrankreich zwischen Dünkirchen und Calais ist mit einer Produktionskapazität von 900 Megawatt pro Reaktor das größte in Westeuropa.
Bis 2040 sollen zwei neue Reaktoren mit einer Leistung von jeweils 1.600 Megawatt hinzukommen.
An den Stränden in der Nähe des Kraftwerks ist in den letzten Jahren aufgrund steigender Wassertemperaturen und der Ausbreitung invasiver Arten ein deutlicher Anstieg der Quallenpopulation zu verzeichnen.
Derek Wright, Meeresbiologe und Berater der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration, erklärte, dass wärmeres Wasser in der Nordsee die Brutzeit der Quallen verlängert und so ihre Zahl zunimmt.
Er wies darauf hin, dass Quallen, wie beispielsweise die 2020 in der Nordsee gesichtete Asiatische Ohrenqualle, über das Ballastwasser von Schiffen transportiert werden können, was zu ihrer weltweiten Verbreitung beiträgt.
Wright fügte hinzu, dass diese Arten ruhige, planktonreiche Gewässer wie Häfen bevorzugen, die eine Gefahr für Kernkraftwerke darstellen, wie dies bereits in China, Japan und Indien der Fall war.
Er äußerte Bedenken hinsichtlich der thermischen Verschmutzung durch Kernkraftwerke, die dieses Problem verschärfen könnte.
